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Leben in Gemeinschaft für Menschen mit Demenz

Die Katholische Kirchengemeinde Christus König, Köln-Porz, hat auf dem Grundstück des Altenzentrums Porz-Urbach eine weitere Einrichtung für ausschließlich Demente Bewohner errichtet. Die Bedeutung der Demenz und der Anteil Dementer Menschen in unserer Gesellschaft ist in den letzten Jahren extrem angestiegen. Derzeit sind ca. 50% der hochaltrigen Menschen in der Bevölkerung dement.

Die neue Einrichtung bietet für 36 Bewohnern ein neues Zuhause und ist nach den neuesten Grundsätzen gestaltet. Im sogenannten Wohngruppen- oder auch Hausgemeinschaftskonzept leben in jeweils drei Wohngruppen 12 Bewohner zusammen. Damit erfolgt konsequent eine Hinwendung zum Konzept der überschaubaren Großfamilie.

Schaffung einer Familien ähnlichen Gemeinschaft

Die komplexen Funktionszusammenhänge einer großen Pflegeeinrichtung mit ihren speziellen logistischen Erfordernissen entfallen bei der Planung von Hausgemeinschaftsprojekten. Die Orientierung der Bewohner erfolgt an der Normalität des früheren, selbstständigen Lebens zu Hause in kleinteiligen Gruppen mit wohnungsähnlichen Grundrissen.

Diese Hausgemeinschaften sind konzeptionell in erster Linie auf Überschaubarkeit, Geborgenheit, Vertrautheit und Normalität des Wohnmilieus ausgerichtet. Sie stehen für eine „Verschlankung“ und Abkehr vom institutionalisierten Einrichtungsmodell.

In Hausgemeinschaften sind Organisationseinheit und Bewohnereinheit fast identisch; die personelle und räumliche Trennung zwischen Hauswirtschaft, Pflege und Betreuung wird aufgehoben. Hausgemeinschaften kommen den Bedürfnissen älterer und an Demenz erkrankter Menschen entgegen, ohne dadurch den Charakter einer unflexiblen Sonderarchitektur für festgelegte Zielgruppen anzunehmen.

Schaffung von Lebensräumen

Der Lebensrhythmus der älteren Menschen ist in den Hausgemeinschaften von gemeinsamer Zubereitung und Einnahme der Mahlzeiten sowie von den alltäglichen Aktivitäten geprägt, die für die Organisation eines vielköpfigen Haushaltes notwendig sind. Gemäß den Prinzipien der Dezentralisierung und Normalität fehlen in den Hausgemeinschaften Eingangshallen, Zentralküchen, Speisesäle oder Waschküchen, wie man sie in den meisten konventionellen Altenpflegeeinrichtungen vorfindet. Jede Bewohnerin bzw. jeder Bewohner hat innerhalb der Hausgemeinschaft ein Einzel-Zimmer mit direkt zugeordneter kleiner Diele sowie eigenem Duschbad mit WC. Dieser persönliche Bereich ist als Wohn- und Schlafraum mit Möbeln und individuellen Gegenständen ausgestaltet und bietet dem einzelnen älteren Menschen und seinen Angehörigen die für ihn oder sie wichtigen Rückzugsmöglichkeit.

In jeder der drei Hausgemeinschaften gibt es einen großen Gemeinschaftsbereich mit direkt angrenzendem geschütztem Außenraum (Garten, Terrasse bzw. Balkon). Den Kern dieses Gemeinschaftsbereichs und damit des gesamten gesellschaftlichen Lebens innerhalb der Hausgemeinschaft bildet die geräumige, an der Biografie der Bewohner orientierte „gemütlich“ eingerichtete, für die Bewältigung der gesamten Haushaltsführung voll funktionsfähige Wohnküche. Sie ist ein anregendes, Geborgenheit gebendes Zentrum. Die Funktionsräume sind auf das Notwendigste reduziert.

Erhaltung und Förderung der Selbständigkeit

In Hausgemeinschaftskonzepten ist das Angebot der Teilnahme und Teilhabe am hauswirtschaftlichen Geschehen einer der wesentlichen Unterschiede zum konventionellen Einrichtungsbetrieb, der eher die Versorgung der Bewohner anstrebt. In Hausgemeinschaften besteht ein Angebot, das die Bewohner je nach Interesse, Kompetenz und Freiwilligkeit wahrnehmen können, aber nicht müssen. Immer ist eine Präsenzkraft letztendlich für die Mahlzeitenversorgung der ihr anvertrauten Gruppe zuständig und unterstützt die Einbeziehung der Bewohnerinnen und Bewohner.

Alle Funktionen inklusive Kochen, Essen, Hauswirtschaft und Pflege finden nicht mehr in ausgesonderten Bereichen, sondern - wie in jedem normalen Haushalt- innerhalb der Hausgemeinschaft statt. Hier muss es keine Beschäftigungstherapie geben. Der begleitende Alltag mit all seinen Reizen, seinen Attraktionen und Gewohnheiten, auch seinen Reibungspunkten ist das therapeutische und belebende Moment. Die älteren Menschen können an der Alltagsgestaltung aktiv teilnehmen oder zumindest passiv daran teilhaben. Sie partizipieren dabei von der Vielfalt der durch die Hausaktivitäten bedingten Reize sowie durch die menschliche Nähe der Mitbewohnerinnen und Mitbewohner und des ständig und unmittelbar in der Wohnküche anwesenden Personals.

Bettlägerigkeit von Bewohner/innen im eigenen Zimmer kann in Hausgemeinschaften häufig vermieden werden, indem auch diese, beispielsweise in Liegesesseln, in der Wohnküche anwesend sein können. Hier kann durch räumliche Teilhabe am Gemeinschaftsleben die Integration auch Schwerstpflegebedürftiger verbessert werden.

Präsenzkräfte und Pflegefachkräfte

Die Organisation und die unmittelbare Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner jeder Hausgemeinschaft liegen in den Händen einer tagsüber ständig anwesenden festen Bezugsperson, die ein hohes Maß an persönlicher und sozialer Kompetenz als Schlüsselqualifikationen mitbringen muss. Diese sogenannte Präsenzkraft oder Alltagsbegleiterin, häufig eine Person mit hauswirtschaftlicher Ausbildung, hilft den älteren Menschen als ständige Ansprechpartnerin bei der Alltagsbewältigung und dem Pflegepersonal bei der Erbringung der einfachen Grundpflege. Sie kocht und lebt inmitten der Hausgemeinschaft und vermittelt Sicherheit und Geborgenheit durch den intensiven Kontakt mit jeder einzelnen Person.

Investitionsvolumen

Die Katholische Kirchengemeinde Christus König investiert nach aktuellem Planungsstand ca. 4,8 Millionen Euro in diese Erweiterung. „Wir bekennen uns mit dieser Investition klar zum Gedanken der Caritas auch für Ältere Menschen“ sagt Pfarrer Karl-Heinz Wahlen. Der Neubau sei nötig geworden, weil das Altenzentrum Porz-Urbach der Nachfrage nach reinen Plätzen für demente Bewohner nicht mehr habe standhalten können.

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